War es eine Medienkampagne oder der echte Wille um Aufklärung? Vier prominente Journalisten blicken auf die Affäre Wulff zurück
Die Medien stehen in der Kritik. Spätestens seit der Wulff-Affäre wird ihnen vorgeworfen, sie würden nicht nur aufklären, sondern in erster Linie Skandale fördern, Krawall-Journalismus zu betreiben. In der Diskussion mit Georg Mascolo (Der Spiegel), Christian Bommarius (Berliner Zeitung), Jacob Augstein (Publizist) und Volker Zastrow (FAZ) ist immer wieder von der Sau die Rede, die durch das Dorf getrieben und von allen Einwohnern begafft wird. „Wir brauchen die Sau, weil wir davon leben“, sagt Bommarius.
Ein wahres Mastschwein haben die Medien Anfang dieses Jahres gefunden: Christian Wulff. „Was war nun los im Falle Wullf?“, fragt Moderatorin Ines Pohl von der taz. Die vier leitenden Redakteure versichern, es habe sich nicht um eine Medienkampagne gegen Wulff gehandelt.
Moderatorin Pohl bringt das Schlagwort des Boulevards in die Diskussion. Die vier Kollegen versuchen eine Definition für “boulevardisiert” zu finden. Einigen können sie sich nicht. Dafür sind sie sich sicher: Die Zeitung der 80er Jahre würde heute niemand mehr lesen. Format und Sprache müssten an die heutige Gesellschaft angepasst werden.
Viel Prominenz, viele Fragen, doch nur wenig Ergebnisse – das ist das Fazit der Diskussion. Am Schluss lässt sich Augstein zu einem medienkritischen Statement hinreißen: „Der wahre Skandal ist… der, von dem wir alle wissen, aber über den niemand spricht.“