“Das Geheimrezept gibt es nicht”, sagte Maja Helmer zu Beginn ihres Vortrags. Sie könne Tipps geben, jede Suche nach einem Protagonisten für eine Geschichte erfordere allerdings eine individuelle Herangehensweise: “Fleiß und Fingerspitzengefühl sind jedoch immer nötig, um jemanden zu finden.”
Ziele
- Schnelle und effektive Suche
- Authentische Geschichte
- Möglichst direkter Zugang
Wo sind die Fälle?
- Klares Profil entwickeln: Alter, Kommunikationswege, Treffpunkte, Kontaktmöglichkeiten, mögliche Vermittler, Zugänge (z. B. gemeinsame Gegner)
- Eigeninteresse/Motive der Fälle
Klassische Recherchewege
- Verbände und Organisationen, Verbraucherzentralen, Experten, Selbsthilfegruppen etc.
- Oeckl
- Systematische Internetrecherche
Vorteil:
- Nutzung vorhandener Verteiler
- Positiver Einfluss des Vermittlers
Vorsicht:
- Interessen der Verbände
- Vorausgewählte Protagonisten
- Oft wird eine Gegenleistung erwartet
- Massenhaftes Abtelefonieren und Massenmails bringen wenig
Maja Helmer riet: “Anrufen und mit den Leuten reden, da kommt mehr rum als bei E-Mails.” Im direkten Dialog könne der Journalist den Gesprächspartner eher für das Thema begeistern und mit Hilfe rechnen.
Persönliche Kontakte nutzen
- Freundes- und Bekanntenkreis
- Twitter und Facebook
- Treffpunkte aufsuchen und Leute ansprechen
- Undercover Jobs. Beispiel: Wer schlecht bezahlte Regaleinräumer im Supermarkt sucht, kann sich dort einstellen lassen, um die “Kollegen” direkt ansprechen zu können. “Das ist manchmal der einfachere Weg, als sich an die Gewerkschaften zu wenden”, sagte Maja Helmer.
Vorteil:
- Direkter persönlicher Kontakt
Vorsicht:
- Empfindlichkeiten im Freundeskreis
- “falsche” Rücksichtnahme
- ständige Rundmails nerven!
Presseauswertung
- Zeitungsarchive
- Google News
Vorteil:
- Gute Fallbeschreibung
- Pressefreundliche Protagonisten
Nachteil:
- Oft keine Klarnamen
- Kontakt nur über Redaktionen – Vorsicht!
Foren und andere Internetquellen
Vorteile:
- Konkrete Fallgeschichten
- Direkte, schnelle Kontaktmöglichkeit
Vorsicht:
- Foren-Etikette: Journalisten sind oft unerwünscht
- Bei Gesuchen den Administrator fragen
- Feind (Gegenseite) hört oft mit!
- Achtung: Fake-Einträge
Aktive Suche über
- Google Ads
- Kleinanzeigen
- Aushänge/Handzettel
Wenn der Journalist keinen Protagonisten findet, kann der Selbstversuch eine Alternative sein. “Es ist kein vollwertiger Fall, aber man hat die Möglichkeit, die Aussagen der Fälle zu bestätigen”, so Maja Helmer.
Protagonisten-Check
- Stimmt die Fallgeschichte? Unterlagen prüfen, eventuell schon früh die Gegenseite befragen. In manchen Fällen ist es ratsam, sich vom Protagonisten eine Befreiung vom Datengeheimnis unterzeichnen zu lassen, um bei der Gegenseite (Firma) nachfragen zu können. “Lieber vorab Ungereimtheiten klären, bevor sich hinterher herausstellt, dass eine Geschichte nicht stimmt”, riet Maja Helmer.
- Klarname oder anonymisierte Darstellung?
- Zuverlässigkeit (notfalls eine eidesstattliche Versicherung vom Protagonisten geben lassen)
- Honorar? Aufwandsentschädigung? (Hier gibt es Unterschiede zwischen privaten Rundfunkanstalten und öffentlich-rechtlichen.)