Kaum ein Macher im deutschen Fußball versteht es, so zu polarisieren und zu provozieren wie Uli Hoeneß. Er begeistert selbst Teile des dem FC Bayern München abgeneigten Publikums, wenn er glühenden Hauptes und mit voller Inbrunst über den Erfolg dieser weltweit bekannten Marke parliert. Im Gespräch mit Hörfunk-Legende Manni Breuckmann erklärte der Präsident das „Medienphänomen FC Bayern München“.
Der 19. Mai ist ein Tag, an den sich Uli Hoeneß nicht gerne erinnert. Im eigenen Stadion haben die Bayern das Finale der Champions League verloren. Nun müsse ein „Einschnitt“ folgen, meint Hoeneß zwei Wochen nach dem Drama. „Wir dürfen in den nächsten Jahren nicht überall groß ‚Mia san Mia‘ draufschreiben, solange bis wir wieder vor Borussia Dortmund stehen“, sagt er und bläst im gleichen Atemzug zur Jagd auf die Gelb-Schwarzen.
Ein wenig Zurückhaltung, lautet die Anweisung – aber nicht allzu viel. Die Münchener Streitkultur, die der 60-Jährige größtenteils mitgeprägt hat, ist ihm heilig. Sie soll unentwegt polarisieren. Leitfiguren wie Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger dürfen auch künftig „Kante zeigen“, sagt Hoeneß. „Wir wollen mündige Fußballer, keine Langweiler.“
Im Gegenzug stellt Hoeneß hohe Ansprüche an den Journalismus. Ein Interview bekommen nur jene Sportreporter, „die pfiffig sind und sich total mit der Sache identifizieren.“ Diese Auswahlkriterien haben sich in seinen Augen bewährt, um das Maß an Öffentlichkeit zu steuern. So erfüllt er etwa jedem zehnten Journalisten den Wunsch nach einem Interview. Hoeneß hat die Medien im Griff , er spielt mit ihnen – selbst bei Tiefschlägen. „Ja, es macht immer noch Spaß, Präsident des FC Bayern zu sein.“
[aus "nestbeschmutzer" 1/2012]