Am Ende landet alles in der Cloud
Wer in der Cloud arbeitet, tut sich leichter, seinen Alltag zu organisieren und zu verwalten. Es reicht ein Programm: Evernote.
Marco Maas hat zwei Gedächtnisse, eines im Kopf und eines in der Cloud. Alles, was sich der selbstständige Journalist merken muss, wird hochgeladen. Notizen, Visitenkarten und Rechnungsbelege, Audio-Mitschnitte von Interviews, Ideen und anrecherchierte Artikel. Ab auf die Server damit, dort werden die Daten und Dateien abgespeichert und sind jederzeit abrufbar, Hauptsache die Verbindung zum Internet steht. Mit seinen zwei Gedächtnissen macht Maas zwei Dinge: Erstens, er macht seinen Laptop unwichtiger.
„Der Rechner muss obsolet sein, ich muss ihn innerhalb von zwei Stunden ersetzen können.“, sagt er. Das geht nur, wenn die Daten von überall aus erreichbar sind. Zweitens, der wichtigere Punkt, er koordiniert seinen Alltag; findet, verwaltet und kategorisiert alle Notizen, Visitenkarten, Interviews und so weiter, kriegt sein Leben sauber eingeteilt in Ordner und Notizzettel. Sein Kopf-Gedächtnis schlägt Synapsen, um Informationen miteinander zu verknüpfen, sein Zweitgedächtnis kriegt Schlagworte eingetippt. Bei Maas endet und landet alles im Zweitgedächtnis. Es heißt Evernote und ist eine Webseite und App. Alles, nur um eine Frage zu beantworten: „Wie verwalte ich mich und organisiere meinen digitalen und analogen Lebenswandel?“ Anders: Wie behalte ich den Überblick im Zeitalter der Reizüberflutung durch .docs, .mpegs und .jpgs?
Bei Maas sieht das zum Beispiel so aus: Er nimmt eine Visitenkarte, scannt sie ein, synchronisiert seinen Scanner mit Evernote, verpasst der Visitenkarte, die ab jetzt immer online verfügbar sein wird, ein paar Schlagworte, schreibt sich auf, wer die Person ist und für welche Artikel-Recherche sie kontaktiert wurde – und fertig: Die Karte kann jetzt weg, sie hat nur noch haptischen Wert. Was bei Visitenkarten funktioniert, klappt auch bei Interviews oder mit Fotos: Aufnehmen, Notiz schreiben, speichern, für immer merken. Praktisch ist das vor allem aus einem Grund: Weil man bei Evernote alles speichern kann, sind die Informationen später auch an einem einzigen Punkt zu finden. Statt die Visitenkarte an zig verschiedenen Orten zu suchen (im Portmonee, im Ordner, bei all den anderen Karten), gibt es nur eine Suche; die im Langzeitgedächtnis Evernote. „Das ist übersichtlicher als alles, was wir bis dato in Sachen Papierlösungen haben“, so Maas.
Doch Maas weiß, dass nicht nur er sich lebenslang organisiert erinnern kann, sondern dass seine Daten bei einem Unternehmen liegen und somit immer ein Bruch der Privatsphäre zu befürchten ist. Ändern wird er seine Haltung deswegen nicht: „Ich stehe dem kritisch gegenüber, aber es bietet mir so viele Vorteile, dass ich mich einfach darauf einlasse.“, sagt er.
Wenn er Block und Stift zückt, dann schreibt er auf speziell beschichtetes Papier und der Stift hört und sieht alles mit. Sobald er den Stift weglegt, hat Maas mit dem so genannten SmartPen nicht nur handgeschriebene Notizen, sondern auch den dazugehörigen Ton und das Bild. Und am Ende schickt er alles natürlich an Evernote. Dort bleibt es unvergesslich.
Zur Person
Marco Maas arbeitet seit 11 Jahren als selbständiger Journalist in Hamburg. Mit seiner Datenjournalismus-Agentur OpenDataCity und dem Partner Lorenz Matzat realisierte er in den letzten Monaten mehrere datenjournalistische Projekte, u. a. die Parteispenden-Datenbank der taz. Seit 2009 beschäftigt er sich mit dem Themenkomplex Open Data/Linked Data. Er bloggt unter The Maastrix und twittert unter @themaastrix.
[aus jk-Tagungszeitung „nestbeschmutzer“ 1/2012]
2. Juni 2012 um 20:56(#)
kleine korrektur dazu:
“Hauptsache die Verbindung zum Internet steht.”
das eben nicht – netz muss einmal für den upload vorhanden sein, ab da syncen sich meine sachen auf alle rechner und stehen ab diesem zeitpunkt auch offline zur verfügung.
sonst: gut, vielen dank!